Es hat eine Weile gedauert, bis ich die richtigen Worte zu diesem Bild und auch zu der damit entstandenen Bilderserie gefunden habe.
Per Zufall hatte ich die einmalige Gelegenheit einen Freund in New York zu besuchen. Erst nachdem ich das Flug-Ticket gebucht hatte, wurde mir bewusst, dass ich über den 15. Jahrestag zu 9/11 in New York sein werde, und auch ziemlich in der Nähe von Ground Zero, am World trade Center wohnen werde.
Ich erinnere mich noch, als ich vor 15 Jahren von diesem schrecklichen Ereignis hier in den Medien erfuhr, aber irgendwie war das trotzdem alles sehr weit weg. Zugegeben, ich war damals auch 15 Jahre jünger.
Jetzt, heute, als ich direkt vor Ort war und den Platz mit dem Memorial besucht habe, konnte ich eine ganz besondere Stimmung und Atmosphäre spüren, die mich emotional sehr berührt hat. Zugegeben, die Amerikaner haben ein gutes Händchen, Ereignisse, die nicht vergessen werden sollen sehr gut „in Szene“ zu setzen, aber sowohl die Gedenkstädte als auch das Museum sind eindrucksvoll gelungen. Kein Kitsch, kein übertriebenes „auf die Tränendrüse drücken“ eher ein sehr stilvoller und ruhiger, andächtiger Ort zum Gedenken.
Berührt hat mich aber aber vor allem die Menschen auf dem Platz, die Begegnungen, die Stimmung, die vor Ort bei mir angekommen ist. Und plötzlich hat mich dieses Ereignis auch irgendwie direkt berührt. Berührt vor allem weil trotz der vielen Trauer und dem großen Leid auch ein Zusammensein, ein Zusammenhalt fühlbar wurde, nicht nur im Schmerz, sondern auch bei der Hilfe, beim Wiederaufbau beim Zusammenhalten in dieser schwierigen Zeit nach den Anschlägen. Menschen aus aller Welt kamen an diesem Platz zusammen, vor 15 Jahren um zu helfen, heute um gemeinsam den Toten zu Gedenken und das Leben zu feiern.
Es ist so unwahrscheinlich schade, dass erst so ein großes tragisches Ereignis passieren muss, damit Menschen Miteinander und Zusammen halten, bei dem Alter, Rasse, ethnische Zugehörigkeit und Staatsangehörigkeit völlig nebensächlich werden und jeder ein Teil der Gemeinschaft wird. Warum kann dass auch nicht in guten Zeiten passieren?
Dieses Bild habe ich als eines der ersten auf dem Rockefeller Center in New York, Top Of The Rock, am 11.9. 2016 aufgenommen. Es war ein unglaublich beeindruckender blutroter Sonnenuntergang, der die Stadt für einen kurzen Moment in ein mystisches Licht tauchte. Als dann die beiden Lichter angingen, die an die Twin Towers erinnern sollen, herrschte absolute Stille unter den vielen Besuchern, die mit mir auf der Aussichtsplattform standen.
Keiner wagte und konnte ein Wort sagen. Es war kein Staunen und Entzücken, es war vielmehr die fast schon metaphysische Stimmung und der emotionale Moment der diesen Augenblick zu einem ganz besonderen Erlebnis gemacht hat.
„Tribute In Light“ wie diese Lichtsäulen genannt werden, ist für mich das beeindruckendste und kraftvollste Denkmal, das ohne Worte und in aller Stille am stärksten wirkt.